Hünxe summt e.V.

Zukunftswald Lindhagen 2023- das passiert

Kaum haben wir uns gedreht, zack ist der erste Klima-Könner-Tag im Zukunftswald Lindhagen schon vorbei!

Keyline-Pflanzung im Zukunftswald Lindhagen- 04.März 2023

An einem Samstag Anfang März haben sich Mitglieder und Interessierte an dem Waldstück im Bereich Lindhagen-/ Opschlagweg eingefunden, um sich zwei Themen des Waldes zu widmen.

Thema Nummer 1 an diesem Morgen: der Waldrand! Dieser Bereich des Waldes hat eine besonders wichtige Bedeutung, da er zahlreichen Tier- und Pflanzenarten Lebensraum bietet. Je strukturreicher er ist, desto mehr Vielfalt kann sich entwickeln.

Zudem schützt ein strukturreicher und in Höhe und Tiefe vielfältiger Waldrand den angrenzenden Waldbestand vor starken Luftströmungswinden und den Boden vor Erosionen. Die Bäume werden vor negativen äußeren Einflüssen abgeschirmt, sie bleiben gesünder.

Wer einmal entlang des Zukunftswaldes spaziert wird feststellen, dass wir Totholz, sowie Bäume, die aufgrund der Verkehrssicherungspflicht gefällt wurden, bewusst im Waldrandbereich belassen haben. Um die zur Zeit noch geringe Strukturvielfalt weiter zu entwickeln, haben wir zudem eine ganze Menge Wildobstgehölze und Sträucher gepflanzt. Ein großes Dankeschön an dieser Stelle den so fleißigen kleinen und großen Menschen für die tatkräftige Hilfe und der Ton-Stiftung-Nottenkämper für die tolle Unterstützung. Unzählige tierische Bewohner werden davon profitieren – seien es die vielen Laufkäfer und Wildbienen, der Kleiber, den wir hier schon häufig gesehen haben oder all die Wildtiere, die im Waldrandbereich zukünftig noch besser Nahrung und Deckung finden werden. Und natürlich sind wir bereits sehr gespannt, wer in den nächsten Jahren als „neuer“ Bewohner dazukommt oder zurückkehrt.

Foto: Max Kapalla/ Blauvioletter Waldlaufkäfer

Thema Nummer 2 an besagtem Samstag: Baumpflanzungen– aber welche und warum überhaupt?

Eines vorweg- auch die Bäume unseres Zukunftswaldes am Lindhagenweg (an die 10% Stieleichen und 90% Kiefern, wenige Blutbuchen, Hängebirken, Fichten und Edelkastanien) haben bereits unter den Klimawandelfolgen und den negativen Umwelteinflüssen gelitten. Gemäß des durch uns in Auftrag gegebenen Baumgutachtens ist die Vitalität der aufgenommenen und markierten Zukunftsbäume aber immerhin mäßig bis gut.

Wir haben uns entschieden Baumpflanzungen in Anlehnung an das Keylinekonzept zu planen und umzusetzen. Dies bedeutet, dass neue Bäume nicht schlichtweg in „Reih und Glied“ gesetzt werden. Vielmehr entsteht ein Pflanzmuster, welches Oberflächen- und Bodenwasser entlang der Geländekontur leiten kann. Ziel: auch heftige Niederschläge können besser aufgenommen, verteilt und gespeichert werden und fließen nicht rasend schnell ab.

Foto: Ausschnitt aus TIM-Online GEObasis.nrw Bezirksregierung Köln/ Schummerung (02.10.22)

Natürlich dürfen wir nicht „irgendwelche“ Bäume setzen. Viele Waldbäume unterliegen dem Forst-Vermehrungsgut-Gesetz. Dieses Gesetz schreibt vor, dass nur solche Waldbaumarten in den Forst eingebracht werden dürfen, die dazu geeignet sind. Darüber haben wir einen Herkunftsnachweis zu führen. Ein großes Dankeschön an unseren Förster Michael Herbrecht, der uns mit so viel Geduld durch den Dschungel der fünfstelligen Ziffern führt.

Die fleißigen Hände haben also Stieleichen mit Herkunftsnachweis 817 01 rechts und links entlang einer Linie gesetzt, in der Hoffnung, dass sie nicht direkt dem hungrigen Wild zu Opfer fallen werden und unsere Vorstellung von Keyline an der Stelle funktioniert. Beides wird die Zukunft zeigen.

Und apropos „hungrig“- eine kleine Stärkung nach getaner Arbeit, ein wenig Fachsimpelei und das gute Gefühl gemeinsam etwas zum Schutz des Waldes und zur Steigerung der Biodiversität beigetragen zu haben- super!

Foto: Sabine Höcker

Nun sind wieder einige Wochen ins Land gezogen- Zeit dem Zukunftswald Lindhagen einen kleinen Besuch abzustatten und einmal zu sehen, wie es ihm geht.

Wunderbar finden wir, dass der Wald selbst so viel dazu beiträgt für seine Zukunft zu sorgen. Es ist vielleicht nicht ganz so gut zu erkennen, aber das nachfolgende Bild hat quasi Symbolcharakter- Europäische Stechpalme, Eberesche und Stieleiche haben hier „Fuß gefasst“ und zwar eigenständig. Unsere Aufgabe ist es an dieser Stelle beispielsweise invasive Konkurrenten in Schach zu halten, damit am Ende nicht doch wieder Monotonie herrscht.

von oben nach unten: Stieleiche, Eberesche und Europäische Stechpalme

Der heutige Besuch zeigte auch, dass unsere Wildobstgehölz- und Strauchpflanzung-angelegt als äußerer und innerer Waldrand- zum großen Teil angegangen ist. Ein weiterer Schritt in Richtung „mehr Struktur“ und damit der Möglichkeit die Biodiversität zu steigern. Insekten, Vögel und allerlei Kleingetier werden hier Nahrung und Lebensraum finden.

Ebenfalls ist ein großer Teil unserer Anfang März gesetzten Stieleichen angegangen- einige sind allerdings verbissen worden. Rehe, Hirsche und Hasen wissen was schmeckt.

Warum pflanzen wir eigentlich überhaupt etwas, wenn der Wald selbst doch für Verjüngung sorgt? Ein Grund ist -neben der Schaffung von Strukturvielfalt- dafür zu sorgen, dass Wasser länger im Wald verbleibt und versickern kann, also nicht zu schnell in die Abflussgräben entlang des äußeren Waldrandes abfließt. Dazu verlaufen unsere Pflanzungen entlang sogenannter Keylines. Diese Pflanzlinien ergeben sich unter anderem aus dem Gefälle und der Bodenbeschaffenheit des Geländes.

Nun hat der Wald erst einmal wieder Ruhe bis zum nächsten Besuch 😉